DRG: Dauerstress-Rastlos-Geht`s noch
Da war der Vorstand der Charité dann wohl doch überrascht. Beim Warnstreik der Ärzt:innen nahmen trotz verweigerter Notdienstvereinbarung mehrere Hundert Kolleg:innen ihr Recht auf Streik wahr und verliehen ihren Forderungen nach Verbesserung ihrer Arbeitsbedingungen Nachdruck. Bei ihrer Kundgebung am CCM erhielten sie viel Unterstützung u.a. durch die Berliner Krankenhausbewegung und dies nicht nur, weil man ja im selben Haus arbeitet, sondern, weil Pflege, Ärzt:innen und alle anderen Berufsgruppen mit denselben auszehrenden Arbeitsbedingungen zu kämpfen haben. Deren Ursache vor
allem im Finanzierungssystem DRG gesehen wird. Dieser Zusammenhalt der Kolleg:innen ist notwendig, um das Fallpauschalensystem endlich zu Fall zu bringen. Für die Gewerkschaften stellt sich nun die Aufgabe, die Kämpfe der Berufsgruppen zusammenzuführen.
Mal wieder
lässt der Corona-Bonus uns ratlos dreinschauen. Seit Monaten wird davon geredet, doch die Kohle lässt auf sich warten. Wer, ja wer nur wird ihn erhalten? Das es dabei auch nur im Ansatz gerecht zugehen wird, glaubt wohl niemand, der versucht hat, das zu Grunde liegende Gesetz auf den Seiten von Lauterbachs Ministerium zu lesen oder gar zu verstehen. Jedem und Jeder, die diese kleine Entschädigung für harte Monate erhalten wird, sei dieses Geld gegönnt. Unsere Forderung bleibt aber, dass alle in der Klinik und in ihren Tochterfirmen Beschäftigten einen Bonus bekommen müssen, denn auch in der Pandemie gilt: Klinikarbeit ist Teamarbeit.
Frage: Hat die CFM einen Tarifvertrag?
Antwort: Im Prinzip ja – nur wird er nicht für alle wie vereinbart umgesetzt. Nachdem die Kolleg:innen 86 Tage dafür gestreikt hatten, sollte der Vertrag ab 1.1.2021 gelten – was dann schon einmal für 2400 nicht in ver.di Organisierte bis Mai verschleppt wurde. Auch sonst ist mal wieder Tricksen und Täuschen angesagt – die Eingruppierungen werden nach wie vor als Personalkosten-Sparschwein missbraucht. Natürlich ist das alles nicht ohne Billigung des Eigentümers denkbar, und das ist nun mal der Giffey-Senat. Aber das kennen wir ja schon vom Deutsche-Wohnen-Volksentscheid. Was interessiert uns unser Geschwätz aus dem Wahlkampf! In Berlin hamses nicht so mit Demokratie …
Reanimieren, anstatt zu resignieren
Am 19.10.2022 um 18 Uhr startet die Videokonferenz der Ver.di Betriebsgruppe der CFM. Viel zu lange aben wir uns geärgert über all die Probleme nach unserem großen Streik und uns gegenseitig das Leben schwer gemacht. Damit haben wir es der CFM leicht gemacht, uns gegeneinander auszuspielen und zum Beispiel die Eingruppierung der Kolleg:innen in das Tarifgefüge ewig hinzuziehen. Das muss sich wieder ändern: Teilnehmen am 19.10.2022.
Lieber Suizid statt Pflege
Laut einer Umfrage der Deutschen Stiftung Patientenschutz wollen ca. 90 % der Befragten, solange es irgendwie nur geht, von zu Hause aus anstatt im Pflegeheim gepflegt werden (wenn Mensch es sich noch leisten kann). Außerdem: knapp 30 % der Befragten würden in einer Pflege-Notsituation sich um einen begleiteten Suizid bemühen. Wir sparen uns den Kommentar.
And the Oscar goes to…
Es wurde mal wieder ein Preis verliehen…und zwar an alle Pflegekräfte und Hebammen in Deutschland – Schönen Dank an dieser Stelle an den Deutschen Pflegerat, der sich anscheinend einfach nicht entscheiden konnte und seine Auswahl damit begründet, dass „die Pflegefachpersonen und Hebammen das Bindeglied sind, welches unsere Gesellschaft zusammenhält“. Urkunde kann man sich einfach herunterladen, sogar personalisiert, kaufen kann man sich davon aber auch nix.
Privatkliniken und Co enteignen
„Bundeskanzler sollte Klinikfinanzierung zur Chefsache machen“ – So fordert der Bundesverband der Privatkliniken in einer Pressemitteilung am 6. Oktober die Regierung auf. Klar, es ist offensichtlich, dass gerade die Privatkliniken mit der wirtschaftlichen Lage zu kämpfen haben werden und sie werden auch nicht müde, es zu erzählen. Aber die Lösung ist ebenso sonnenklar: wenn Versicherungsgelder jetzt die Privatkliniken retten sollen, dann gehören sie auch zurück in die öffentliche Hand und das nicht nur bis zum nächsten Aufschwung!
Karl zieht in den Krieg
Ach menno – so geht das doch nicht, Karlemann! Wahrscheinlich kommt das von einer Überdosis Talkshows oder so, jedenfalls meinte Karl Lauterbach neulich, er müsse Putin über Twitter den Krieg erklären. Echt jetzt, für Kriegserklärungen ist nun wirklich nicht der Gesundheitsminister zuständig. Außerdem kannst Du nicht einfach so der grünen Annalena-Amazone und dem Haubitzen-Hofreiter das Lieblingsthema wegnehmen, nur weil keiner mehr über Corona reden will. Schäm Dich! In der Pflege gäbe es genügend lohnende Aufgaben für Dich zu lösen.
Das gleiche Elend überall…
Wenn wir uns die Forderungen anschauen, mit denen die Kolleg:innen von Helios Erfurt in ihre Verhandlungen gehen, dann nennt sich das wohl deja vu. Schnell wird klar, egal ob privat, kommunal oder Uniklinik – unsere Probleme sind überall gleich. Viel zu wenig Personal soll permanent viel zu viele Aufgaben stemmen. Sie nennen das Kosten sparen – wir nennen das einen riesengroßen Mist! So kann Pflege nicht funktionieren. Zeit, sich zu wehren – egal ob privat, kommunal oder Uniklinik.
Gleiche Probleme jenseits des Atlantik
In Minnesota haben im September 15.000 Krankenpfleger:innen drei Tage gestreikt und so erlebten die Krankenhäuser den größten Streik im Privatsektor in den USA. Und dazu haben sie allen Grund: Auch hier schlägt der Personalmangel krass zu Buche, die Pfleger:innen sind immer wieder dazu gezwungen, ihre Patient:innen zu vernachlässigen. Und die Lage hat sich durch die Pandemie nur noch mehr erschlechtert. Dennoch können sich die Bosse nicht einmal zu einer Lohnsteigerung angepasst an die Inflation durchringen und nehmen das Geld, was die Regierung den Kliniken als Corona-Bonus auszahlte – und bezahlen damit Streikbrecher:innen…