Eisige Bestechung
Im Juli erbat sich die Charité eine Bewertung von uns für die Plattform kununu. Dort sollten wir für potentielle zukünftige Kolleg:innen kundtun, wie toll wir die Charité finden. Als Dankeschön gab‘s sogar ein Eis! Ui, ganz schön billig diese Bestechung. Wir fragen uns, ob es auch ein Eis gab, wenn die Bewertung der Wahrheit entsprach und nicht ganz so positiv ausfiel …
Inflation gibt’s immer noch nicht bei der CFM
Weiterhin wehren sich Charité, CFM und der Senat gegen die Zahlung der Inflationsausgleichsprämie für die CFM Kolleg:innen. Dagegen gibt es seit Wochen eine Kampagne, doch auch eine Petition für den Ausgleich mit über 2000 Unterschriften, welche persönlich der Gesundheitssenatorin überreicht wurde, bleibt ignoriert. Die CFM sagt weiterhin, wir ham nix, die Charité sagt, ist nicht unser Problem und der Senat verspricht viel, macht aber kein Geld locker. Vor über 15 Jahren wurde die CFM ausgegründet, um Geld zu sparen, viele Jahre wurde für einen Tarifvertrag gekämpft und weiterhin arbeiten die meisten Kolleg:innen für einen Lohn, der weder heute noch für eine ausreichende Rente reichen wird. Während der Beriebsversammlung am 01.09. um 9:00 Uhr soll darüber diskutiert werden, was wir machen können. Kommt daher zahlreich, wir haben die Prämie mehr als verdient!
Tarifvertrag ist ein Tarifvertrag ist ein Tarifvertrag….
Und muss einfach umgesetzt werden. Die Ärzt:innen der Charité haben in ihrem Tarifvertrag vom März Regelungen durchgesetzt, die ihnen zumindest etwas bessere Arbeitsbedingungen sichern sollen. Nun, fast ein halbes Jahr später, gibt es eine Regelungsabrede der Charité mit dem Fakultätspersonalrat. In dieser sind Übergangsvereinbarungen bis zur Umsetzung des Tarifvertrages getroffen worden. Sucht die Charité nun nach jedem Tarifabschluss nach Schlupflöchern, die es ihr ersparen, den eben noch unterzeichneten Vertrag umzusetzen? Nun dann werden wir es wohl auch so halten müssen und uns nur an die Parts unserer Arbeits- und Tarifverträge halten, die uns gerade passen. Schon immer fanden wir die Arbeitszeiten einfach zu lang.
Ein unmoralisches Angebot
Ganz geheim handelte die Charité mit dem Personalrat des DHZC eine Dienstvereinbarung (DV) „Tarifvertrag Gesundheitsfachberufe Charité für ehemalige Bereiche des DHZB im DHZC“ aus. Kurz vor dem Abschluss der DV überbrachte sie den DHZC-Kolleg:innen im Rahmen von Tarifverhandlungen ein Angebot für Ratios auf den Stationen des DHZC. Dieses war für die meisten Stationen schlechter als die von den Teams erarbeiteten Forderungen für die Personal-Patient:innen-Relationen. Aber unannehmbar wurde dieses Angebot durch die Bedingung der Charité, in die Ratios alle eingesetzten Berufsgruppen einrechnen zu wollen. Ganz klar, hier wird schon mal mit dem Zaunpfahl gewunken. Die Charité will unbedingt die Fachkräftequoten im Tarifvertrag aufweichen. Der Zaunpfahl zeigt dabei in Richtung der Fortschreibung des TV-GFB Anfang 2025.
Mit fremden Federn
schmückt sich die Charité ja schon einige Zeit. Wochenlang zwang sie uns einen Streik auf, um nach Abschluss des TV GFB mit diesem Werbung zu betreiben und in Sonntagsreden den guten Geist der Verhandlungen zu lobpreisen. Nun lesen wir von Veranstaltungen an den Campis, die als „Update zum Tarifvertrag Gesundheitsfachberufe (TV GFB)“ benannt sind. Teamdelegierte? Ver.di? Nein, die sind hier nicht beteiligt. Der Vorstand will uns also seine Sicht der Umsetzung des TV präsentieren.
Kennen Sie den?
Und noch einmal aus dem deutschen Märchenschatz. Es war einmal ein Wirtschaftsprofessor namens Bernd Raffelhüschen an der Uni Freiburg, der uns unter Alt-Kanzler Schröder einst vor zwanzig Jahren gemeinsam mit Karl dem Lauterbach die „Segnungen“ des DRG-Abrechnungssystems in die Krankenhäuser gebracht hat. Nachdem nun viel Personal und Betten abgebaut sind und hunderte Krankenhäuser dicht gemacht wurden haut das alles immer noch nicht hin. Nun lässt angesichts der geplanten Krankenhausreform sein alter Kumpel Karl den Bernd, das Brot wieder von der Leine. Das Problem sei nämlich die „Flatratementalität“ der Patient:innen. Aber echt hej, die bilden sich doch wirklich ein, sie könnten einfach so krankfeiern und sich dann alles von der Krankenkasse bezahlen lassen. Frechheit! Sein Vorschlag: Die ersten 800€ zahlt jeder selbst, dann erst kommt die Krankenkasse – dann passt das auch wieder mit dem Budget.
#WirsindInés
Wie gefährlich die Bosse im Arbeitskampf werden können, zeigt gerade der Fall der Sozialarbeiterin Inés. Weil sie in einer Email an ihre Kolleg:innen die Kürzungen im Sozialbereich kritisierte und auf die Möglichkeiten der gewerkschaftlichen Organisierung aufmerksam machte, wurde sie fristlos entlassen. Dabei sind genau jetzt diese Kämpfe unerlässlich, denn diese Kürzungen werden kommen – und betreffen uns alle. Inés kämpft jetzt vor Gericht gegen die Kündigung und braucht unsere Solidarität – ob Spenden, die Petition unterzeichnen oder einfach zu den Kundgebungen gehen und laut sein – und vor allem uns in unseren Kämpfen nicht einschüchtern lassen! Mehr Informationen findet man unter dem #WirsindInés
Der schöne Schein
Die Charité entdeckt das Internet neu. Auf der neuen Seite „charité.everybody.matters“ will man sich als vielseitiger und attraktiver Arbeitgeber präsentieren. Nicht nur bei Instagram sondern auch mit einem Podcast, wo Mitarbeiter:innen aus verschiedenen Bereichen interviewt werden, soll alles hautnah präsentiert werden. Doch in der Präsentationswut fällt einiges hinten runter. Beim Bericht des „Open Day“ der CFM wurde einfach vergessen, über die schlechte Lage der Kolleg:innen zu berichten. Der Kampf um die Tarifverträge, die schlechten Löhne, all das ist wohl hinter die offene Tür gefegt worden und auch nicht schick genug für die Welt von Instagram, wo wir doch alle versuchen, eine bessere Version zu sein, als in echt. Doch wäre es schön, man würde auch im echten Leben ein bisschen mehr daran arbeiten.
Hoher Besuch
Die Charité ist ja immer beliebt bei Politiker:innen, die Imagepflege betreiben wollen. Diesmal kam Ernährungs- und Landwirtschaftsminister Cem Özdemir zu Besuch auf die Adipositas-Ambulanz. Anliegen? Medizinische Unterstützer:innen für seine Kampagne zu finden, ein Werbeverbot für ungesunde Snacks zu erwirken. Dem sei jetzt erstmal nichts zu entgegnen, doch eine Sache noch hinzuzufügen: Wenn wir wirklich die Ursachen für schlechte Ernährung und Übergewicht bekämpfen wollen, dann müssen wir Armut bekämpfen. Dann muss nicht nur Werbung verboten, sondern gutes Essen bezahlbar werden und die Löhne steigen. Und das auch bei CFM und Charité!