„Ist nichts Persönliches. Und Grüße an die Familie!
Hier, vergessen Sie ihr Kündigungsschreiben nicht!“ Wer mit solch warmherzigen Worten dem Arbeitsmarkt wieder zur Verfügung gestellt werden sollte, könnte vermuten, dass die Führungskraft in der Charité-Fortbildungsakademie am Live-Webinar „Störfälle im Arbeitsverhältnis“ teilgenommen hat.
Der Wink
Viele Kliniken sind spätestens 2023 ordentlich in die „roten Zahlen“ gerutscht. Anstatt nun von der Politik eine auskömmliche Finanzierung zu fordern, setzen viele Kliniken auf Sanierungspläne. Bei Vivantes auch. Für alle sei dies eine ordentliche Herausforderung und alle müssten ihren Beitrag erbringen. Schließlich wolle man sanieren ohne zu entlassen. Da ist er, der Wink mit der Holzlatte: schneller, mehr, effizienter arbeiten, sonst müssten sie womöglich eben doch Häuser schließen und Leute kündigen. Oder mal wieder ausgliedern. Beim Sparen geht die Geschäftsführung dort schon mal vorbildlich voran und genehmigt sich eine dritte Geschäftsführerposition.
ImPuls
Der Name, den sich das Herzzentrum in der Charité für seinen Sanierungsplan ausgedacht hat, ist sicher hübsch, das war es aber auch schon mit Kreativität. Denn wie bei Vivantes und sicher hunderten anderer Kliniken heißt der Plan: Kosten sparen und Auslastung steigern. Nichts spricht gegen die Verbesserung von Abläufen oder Strukturen, doch hören wir vor allem diesen Teil: „dass dieses Programm zusätzliche Anstrengungen von uns allen verlangen wird“. In guten Zeiten sonnen sich die Chefs im „Ruhm“ der Klinik, wenn die Zahlen nicht stimmen, strengen wir uns zusätzlich für sie an … Wir sagen es ja, nicht sehr kreativ.
TVöD 2025 – Signale stehen auf Streik
Frau Welge, Präsidentin beim Arbeitgeberverband, sieht angesichts unserer Forderungen zum TVöD 2025 die Handlungsfähigkeit der Kommunen gefährdet. Sie provoziert und spricht von 2 % möglicher Lohnerhöhung. Denn die Kassen seien nun mal leer. Unsere Geldbörsen sind es auch. Die öffentlichen Kassen sind weder durch uns, noch durch Bürgergeldempfänger:innen oder Geflüchtete geplündert – sondern durch eine Politik, die Steuern auf das Eigentum der Reichen in einem Rekordtief hält und Subventionen für Großkonzerne durch uns finanzieren lässt. Diese Politik ändern wir nicht mit falscher Bescheidenheit, sondern mit der Durchsetzung unserer Forderungen und Interessen. 350 € sind dabei nun wirklich das Mindeste.
CFM 2025 – Signale stehen auf Streik
Die Beschäftigten der CFM nehmen ihre Zukunft in die eigene Hand. Mit ihrer Unterschrift bekräftigten über 1700 Kolleg:innen ihre Forderung, endlich nach dem an der Charité gültigen Tarifvertrag bezahlt zu werden. Sie erinnern damit auch an die Versprechen des Berliner Senates, die Töchter bei Vivantes und Charité in die Klinikunternehmen zurückzuführen. Die Reaktion von Chefs und Politik bei der Übergabe der Petition war mehr als Verhalten und verdeutlichte den Unwillen, den Forderungen nachzukommen. Wir haben das sehr wohl mitbekommen und verstanden. Und bereiten jetzt den Arbeitskampf vor.
Ver.di ist halt auch nur ein Gewohnheitsmensch
Für uns in der CFM steht 2025 wie gesagt der nächste Tarif-kampf an. Und richtig, bevor man loslegt, muss man sich über seine Ziele und Forderungen verständigen. So startet nun auch die Ver.di-Forderungsfindung an der CFM. Doch wir haben unsere Forderungen schon völlig klar: TVöD ab 01.01.2025. Damit lohnt sich auch die Ausgliederung nicht mehr. Nutzen wir also unsere Forderungsfindung lieber zum Austausch zur Streikstrategie und zur Information unserer Kolleg:innen in der Charité.
Kinder, Kinder
Die Beschäftigten der Kinderkliniken, auch an der Charité, kennen es zu genau. Das DRG-System ist ungeeignet für ihre Finanzierung und das hat gewaltige Auswirkungen auf die Arbeitsbedingungen. Die Situation in der Kinderkardiologie ist besonders angespannt. Leistungen werden ausgeweitet ohne das notwendige Personal vorhalten zu können. Die Arbeitsbelastung ist stark angestiegen und die Bedingungen so schlecht, dass neu hinzugekommene Kolleg:innen schleunigst wieder verschwinden. Viele derjenigen, die die Abteilung noch am Laufen halten, denken mittlerweile über den selben Schritt nach.
Wessen Verantwortung?
Mit der Anwerbung der Ober-OP-Managerin aus Mainz hatten wir es schon geahnt. An der Charité soll viel mehr operiert werden. Koste es, was es wolle. Deutlich wurde dies auch noch mal auf der Personalversammlung am 07.10. Zwar redet man von Qualität und Qualifizierung, aber das ist eben nur Gerede. In der Praxis führt dies eben dazu, dass auch MFAs, Auszubildende, Medizinstudent:innen eigenverantwortlich im Saal oder sogar am Tisch arbeiten sollen. Das OP-Management sieht sich dabei fein raus, denn letztendlich soll die Verantwortung bei diesem Spiel bei der Operateur:in liegen.
Der Pleitegeier sitzt im Portemonnaie, yippie ai yeh …
Bekanntlich wird mit dem Lauterbachschen „Krankenhausversorgungsverbesserungsgesetz“ alles soo viiiel besser, dass es kaum noch auszuhalten ist – Beispiel Brandenburg. Derzeit haben die Häuser in Guben und Spremberg bereits Insolvenz in Eigenregie angemeldet, über dem Ernst-von-Bergmann in Potsdam und fünf weiteren Kliniken im Land kreisen die Geier. Von den Krankenkassen verlautet, dass die neuen Finanzierungsregeln wohl erst ab 2027 greifen sollen – und auch dann seien diese für Krankenhäuser in einem Flächenland wie Brandenburg wohl eher so was wie illegale Sterbehilfe …
Glückwünsche nach Hannover
Über Monate hinweg haben die Kolleg:innen an der Medizinischen Hochschule Hannover um einen Tarifvertrag Entlastung gekämpft. Die Chefs gingen sogar per Anrufung von Gerichten gegen ihre Warnstreiks vor. Und doch, die Kolleg:innen haben sich durchgesetzt und durch die Gewerkschaft ver.di im Oktober Eckpunkte für eine Ver-einbarung Entlastung unterschreiben lassen. Damit wird das Arbeiten auch in Hannover nicht zum reinen Vergnügen, aber wir haben mal wieder erfahren, was wir alles durchsetzen können.
Stop bombing hospitals
Weltweit gehen Gesundheitsarbeiter:innen auf die Straßen gegen die Bombardierung von Gesundheitseinrichtungen in Gaza und Libanon. In Berlin beteiligten sich Nurses for Peace bei der Kundgebung am Hauptbahnhof oder letzte Woche die Healthcare Workers for Palestine vorm Bettenhochhaus in Mitte.