Alles Bio
Mensch, ganz knapp nachdem auch in der allerletzten Wissenschaftsecke die Bedeutung von guter Ernährung beleuchtet wurde, kauft die Charité nun für unsere Kantinen Bio und Regional ein. Als Trendsetterin kann sie mit diesem späten Einsatz wirklich nicht gelten. Aber wir wollen nicht ungerecht sein: Bei der Verbesserung unserer Arbeits-bedingungen ist die Charité ja noch langsamer.
Gefährdungen anzeigen
Vor unserem Streik gaben wir mit dem 100 Tage Ultimatum eine große, kollektive Gefährdungsanzeige ab und forderten Vorstand, Pflegedirektion und Politik auf, zu handeln. Die Situation der Überlastung gefährdet weiter unser Patient:innen, unsere Gesundheit und den Ruf der Charité. Wir mussten streiken, aber wir haben den TV-Entlastung durchgesetzt. Nun heißt es auch im Kleinen wieder, die Chefs mit in die Verantwortung zu holen und sie mittels Ge-fährdungsanzeigen zur Verbesserung unserer Arbeits-bedingungen aufzufordern. Damit sie nicht sagen können, sie hätten ja keine Ahnung gehabt.
Nur noch einmal schlafen …
Dann steht der Tarifvertrag vor der Tür! Naja, ganz soweit ist es noch nicht, aber die Verhandlungen für den TV-Entlastung sollten sehr bald beendet sein. Und bis wir wirklich einschätzen können, wie viel dieser taugt, wird noch etwas Zeit vergehen müssen. Unser gemeinsamer Streik mit Vivantes und dessen Service-Töchtern war aber erst der Anfang. Wir sehen z. B. bei der CFM, dass bis heute ihr Tarifvertrag nicht 100%ig umgesetzt wurde. Die Chefs scheinen sich also wenig darum zu kümmern, was unterschrieben wurde, wenn wir ihnen auch in Zukunft nicht ständig den Finger in den Nacken pieksen. Und vielleicht gibt es nächstes Jahr eine ganz tolle Bescherung für sie: ein gemeinsamer Streik von Charité, CFM, Vivantes, Vivantes-Töchtern und all den anderen Kliniken in Berlin.
Vivanet
Vivantes ist ganz modern und der Chef Danckert freut sich über eine App Vivanet für ein interaktives Social Intranet. Mit dem Motto: Für mehr WIR bewirbt er diese. Sie würde den Austausch und das Teamgefühl der Beschäftigten verbessern. Und ja, er meint damit alle, also auch unsere Kolleg:innen in den Töchtern. Prima, so ´ne App. Da können die Chefs ganz wunderbar erklären, warum sie unseren Streik verbieten lassen wollten oder warum das WIR noch immer nicht 100% TVöD für die Viva-Clean-, die SVL- und all die anderen Kolleg:innen in den Töchtern bedeutet. Ja, ja der Finanzsenator kann sich auch die App herunterladen und beim Labern helfen. Wir jedenfalls werden unsere eigenen Kanäle nutzen, um diesen ungerechten Zustand endlich zu beenden. Denn tatsächlich haben wir in unserem Streik gezeigt: Das WIR macht den Unterschied! Aber ihr, Danckert und Schmidt gehört auf keinen Fall dazu.
Oh du fröhliche Streikzeit
Nicht nur bei uns wird verhandelt, sondern zur Zeit gibt es auch einen Tarifstreit im öffentlichen Dienst der Länder. Aufgrund schleppender Verhandlungen müssen die Kolleg:innen mit Warnstreiks Druck ausüben. Unter anderem wurden die Unikliniken in Aachen, Bonn, Düsseldorf, Essen, Köln und Münster zum Warnstreik aufgerufen. Vergangenen Dienstag waren z.B. mehr als 400 Kolleg:innen in Düsseldorf im Streik. Und was lassen die „Großen“ von sich verlauten, wie der Vorsitzende des Verbands der Universitätsklinika Deutschlands: „Es zeuge weder von Weitsicht noch von Nächstenliebe“ während der Coronazeit zu streiken. Pah, dass wir nicht lachen. All die Jahre haben sie nichts gegen schlechte Arbeitsbedingungen und Personalmangel getan – und allein wegen unserer Nächstenliebe ist dieses System noch nicht zusammen gebrochen.
Die „Verlustbringer“
Ja, die Corona-Krise kostet die Krankenhäuser viel – vor allem wegen Freihalten von Intensivbetten. Kein Wunder also, dass Krankenhäuser zögerlicher Betten freihalten wollen – dazu fehlen immer noch die Ausgleichszahlungen aus den letzten 3 Wellen. Und so nimmt die Satire „Deutschlands Gesundheitswesen“ ihren Lauf – wir stehen in einer der größten Pandemien der letzten Jahrzehnte – und unsere Kranken werden vielleicht bald nicht mehr aufgenommen, diese „ollen Verlustbringer“ …
Fragen eines europäischen Geimpften
Ach diese Linken – immer nur Meckern und Nörgeln, echt hej. Die Entwickler:innen der Impfstoffe gegen Corona, das sind doch nun wirklich Held:innen – nun gönn ihnen doch mal ihre Bundesverdienstkreuze und die paar Milliarden Gewinne aus ihren Patenten. Denn die Patente werden doch für die Entwicklung neuer Medikamente … und morgen, liebe Kinder, erzähle ich euch ein anderes Märchen. Der Großteil der Forschungskosten wurde wie üblich aus Steuergeldern und durch staatliche Zuschüsse gestemmt – allein 375 Mio € im September 20 bei Biontech, und der Partner Pfizer kassierte von der US-Regierung $ in Milliardenhöhe – wie auch AstraZeneca, Johnson & Johnson, Merck & Co., und Moderna. Die Gewinne bleiben aber schön privat – in jeder Sekunde verdient Big Pharma 1000 US-$ an der gegenwärtigen Impfkampagne. Dabei wurde auch gleich dafür gesorgt, dass die zahlungskräftigsten Industriestaaten sich den Löwenanteil der Impfstoffe gesichert haben. Während wir über Booster-Impfungen diskutieren, reden wir in vielen afrikanischen Ländern über Impfquoten im einstelligen Bereich. Doch unter den 15 reichsten Deutschen dieses Jahres finden sich 3 mal Biontech und 1 mal Merck …
Gewöhnlicher Kapitalismus
Wenn sie den Profit wittern, dann gibt es kein Halten. Gerade haben wir alle festgestellt, wie sich in der Corona-Pandemie die bisherigen Sparorgien ausgewirkt haben, wie unser Gesundheitssystem mehrfach haarscharf an der Katastrophe vorbeigeschrammt ist – schon steht die Lobby der privaten Krankenhausbetreiber wieder auf der Matte und bringt, gegen jede Vernunft, die Diskussion um angeblich notwendige Klinikschließungen wieder in Fahrt. Angeblich hätten kleinere Krankenhäuser keine Rolle in der Pandemie gespielt. Keine Rolle? 25 % der Corona-Patient:innen wurden in Häusern unter 250 Betten behandelt – und 27 % in Häusern über 600 Betten.