Der Pflegebonus 2022 kommt
nicht für Physiotherapeut:innen, Reinigungskräfte, MTRAs, MDAs, Krankentransporter:innen, Ärzt:innen usw. Diese Art des Schmerzensgeldes für schlechte Gesundheitspolitik hinterlässt 5 Finger auf unseren Wangen.
Fest und Eis
Mit einem Sommerfest und einer Eisaktion für die an diesem Tag im Spätdienst arbeitenden Kolleg:innen wollten die Charité-Oberen uns ihre Wertschätzung zeigen. Wir wollen nicht meckern, wir wollen nicht wie die dubiose GG- Gewerkschaft klagen. Wir wundern uns nur, dass jetzt auch Wertschätzung in Einmalzahlungsform abläuft: für eine kostenlose Getränkeversorgung für die Mitarbeitenden reicht es bei der Charité trotz hochsommerlicher Temperaturen noch immer nicht.
Ist schon Urlaubszeit?
Schmidt von Vivantes feiert sich dafür, dass ab dem 1. Juli tatsächlich mit der Umsetzung des erkämpften Tarif-vertrages begonnen wird. Hübsch lächerlich. Doch auch an der Charité hinken die Chefs hinterher. Noch immer gibt es keine Regelungen für die Dialyse, die MTRAs usw. Noch immer gibt es keine Vereinbarungen zu Sabbatical und Arbeitszeitkonten oder den Jokerdienstnachfolgesystem. Keine Ahnung, wann die Herrschaften ihren Sommerurlaub beenden, aber es könnte sein, dass die ersten CHEPS in diesem Monat verfallen. Nichts Genaues weiß man nicht. Wir sollten aber unsere Ansprüche wohl geltend machen. Bei den Vorgesetzten. Bei der Personalabteilung.
Ungebetene Gäste
Am 28.6 haben Kolleg:innen der Berliner Krankenhausbewegung ein Sommerfest organisiert. Es gab gutes Wetter, Essen und eine Möglichkeit, mal wieder mit den Kolleg:innen von Vivantes, Töchtern und Charité zu quatschen. Das dachte sich anscheinend auch der Danckert (komm. Geschäftsführer Vivantes). Denn der hat sich allen Ernstes selbst auf unser Fest eingeladen! Leider haben wir ihn gewähren lassen, aber eigentlich hätte er hochkant rausgeschmissen werden müssen – nach all seinen Schikanen und Konteraktionen gegen unseren Streik.
Die unendliche Geschichte NRW
Seit 9 Wochen streiken die Kolleg:innen der Unikliniken in NRW. Seit 9 Wochen fordern sie eine Mindestbesetzung. Doch wie anworten die Klinikleitungen darauf? Es werden freche Angebote gemacht wie statt anhand der Patientient:innenzahl Besetzungen zu berechnen, pauschal 5 Entlastungstage anzubieten – angeblich um die Bürokratie klein zu halten. In Bonn hat die Chefetage gegen den Streik geklagt – doch zum Glück verloren (das kennen wir doch). Wir streiken, weil die aktuellen Zustände nicht mehr tragbar sind. Die Klinikleitungen machen uns zu Sündenböcken: wir wären diejenigen, die Menschenleben gefährden. Derweile sind sie es, die keinen Schitt auf uns zu gehen und den Streik aussitzen wollen – und damit auch über Leichen gehen.
500 Geschichten
Diese Woche haben sich 500 streikende Kolleg:innen der Uniklinken NRW in einer Kölner Kirche getroffen. Sie haben vor allem Erfahrungen ausgetauscht, zu welch krassen Situationen die Personalnot bei jedem Einzelnem geführt hat. Dieser Austausch zwischen den Häusern ist wichtig, doch nach 9 Wochen Streik müssen auch Perspektiven diskutiert weden. Eine Ausweitung des Streiks auf andere Häuser wäre wichtig und nötig, doch wir wissen, wie schwierig dies sein kann. Aber manchmal reicht auch eine Drohung, um die da Oben etwas einzuschüchtern. Oder die ein oder andere öffentlichkeitswirksame Aktion, um auf die Frechheiten der Klinikleitungen aufmerksam zu machen.
Medaille gesucht
Fast so effektiv wie klatschen auf dem Balkon: Die WHO hat den Pflegenden in Deutschland (warum eigentlich nur hier?) einen Preis verliehen. Geehrt werden alle für, naja, irgendwie, alles, was man die letzten Jahre so durchgestanden hat. Oder in WHO-Sprech: „Die Pflegenden würden für ihren unentwegten Einsatz zur Aufrechterhaltung der Versorgung von Patientinnen und Patienten während der Covid-19-Pandemie (…) geehrt.“ Das ist ja auch an sich schön, doch irgendwie ist bei denen, die diese Auszeichnung eigentlich verdient haben, bisher noch gar nichts angekommen, nicht mal eine kleine Medaille …
Charité geiler als BioNTech
Laut einer Umfrage des Beratungsunternehmens „Universum“ ist die Charité für Studierende des Bereichs Medizin und Gesundheit tatsächlich der „attraktivste Arbeitgeber“. Und das nicht zum ersten Mal – sie sind es tatsächlich erneut. Wert legten die Befragten dabei nicht nur auf das aktuelle Gehalt, sondern auch Faktoren wie flexible Arbeitsbedingungen und die Förderung der Work-Life-Balance. Was sich liest wie das Idealbild eines Start-Ups in Berlin-Mitte scheint also für manche Realität zu sein? Nicht nur das, anscheinend schiebt die Charité sich in diesem Ranking sogar vor BioNTech. Man fragt sich nur, ob die Studierenden ihre Erwartungen schon sehr weit heruntergeschraubt haben oder ob die Charité einfach vergisst, was „Work-Life-Balance“ ist, wenn es um die anderen Bereiche geht.
Karl klingt komisch
Der Minister wurde neulich mal wieder daheim in einer Talkshow gesichtet. Bei Anne Will gab er Seltsames zu Gehör. Er meinte, dass die einzuführende PPR2 ein Instrument sei, um die wirkliche Höhe der Belastung zu ermitteln. Echt jetzt, Karl? Beim Tsunami ist es doch auch ziemlich wurscht, ob die Welle fünf oder sechs Meter hoch war – ersoffen sind sie alle so oder so …
Klingt vertraut, Herr Doktor
Der Marburger Bund steht in Tarifverhandlungen. Ganz oben auf der Liste – die immer schwierigeren Arbeitsbedingungen. Das klingt aus Sicht der Pflege aber sehr vertraut. Wenn Ärzt:innen und Pflegende ähnliche Probleme beschäftigen, dann wäre es doch – nur mal so als Gedanke – gar nicht so abwegig, über gemeinsame Lösungen nachzudenken.
Endlich Sommer!
Das Vitamin C geht in die Sommerpause und kommt im September zurück. Wir wünschen allen Kolleg:innen einen schönen Sommer!