Vitamin C vom 08.12.2022

Kliniken schließen, um mehr Personal zu haben?
Hinter der unscheinbaren Überschrift „Charité koordiniert Netzwerk für Kindermedizin“ verbirgt sich eine Katastrophe. Die Charité soll in Berlin dafür sorgen, dass auch in den nächsten Wochen die Versorgung der kleinsten Patient:innen gesichert werden kann und ist doch selbst kaum in der Lage, den Betrieb in der eigenen Kinderklinik im Wedding am Laufen zu halten. Entsprechend der Aufruf an Kolleg:innen, zumindest zeitweise in die Kinderklinik zu wechseln. Klar, da geht halt nichts mehr. Aber so wird ein Loch gestopft, um es anderer Stelle noch zu weiten. Ja, es ist die Gesundheitspolitik der letzten zwei Jahrzehnte, die hierfür ursächlich ist. Doch auch die Charité hat ihren Teil zur verfahrenen Lage beigetragen. Unvergessen ist die Schließung der Kindernotaufnahme am CBF 2019. Es gab ja auch gar keine Kinderbetten mehr in Steglitz und so wurden die kleinen Patient:innen vom CBF ins Virchow gefahren und allzu oft mussten sie dort wegen mangelnder Kapazitäten abgewiesen werden. Grund zum Umsteuern? Nein eher zum: Augen zu und weiter so. Bis…

Die Spannung steigt
Das Jahr geht zu Ende und 2023 startet mit der neuen Lohnrunde im TVöD. Angesichts der enormen Preissteigerungen ist dringend eine kräftige Erhöhung der Gehaltstabellen notwendig, um unseren Lohn zu retten. Einmalzahlungen? Ja gerne, aber unter 10,5 % in der Tabelle geht trotzdem nichts. Geschenkt bekommen wir nichts. Ein langer Atem und sicher auch Streiks, die den Namen verdienen, werden notwendig sein. Wir sind eine Belegschaft, entgegen aller Spaltungsversuche durch Ausgliederungen und Haustarife wie an der CFM oder den Vivantes-Töchtern. Uns so sollten wir es auch im Streik halten, denn Solidarität und ökonomischer Druck sind unsere Mittel zur Durchsetzung unserer Forderung.

Feiertagstreffen
Auch nächstes Jahr müssen wir unsere CFM-Häuptlinge nerven. Daher nicht vergessen: am 20.12 um 10 Uhr ist Betriebsversammlung. Denn egal zu welcher Zeit, geschenkt bekommen wir weder dieses noch die nächsten Jahre von denen irgendwas.

Ihr Kinderlein, kommet
Land unter in den Kinderkliniken des Landes. Kleine Patient:innen gibt’s genug, alles andere fehlt: Klinikbetten, Personal, Kapazitäten. Das Schlimme daran: Das war eine Katastrophe mit Ansage. So wurde im DRG-System die Kindermedizin über Jahre hinweg kaputtgespart wegen angeblicher Überkapazitäten, alle Warnungen und Brandbriefe wurden von den Verantwortlichen ignoriert. Jetzt, wo uns das System um die Ohren fliegt, greift der Minister mal wieder tief in die Trickkiste – und ruft nach der Aufhebung der Personaluntergrenzen in der Kindermedizin und zum Einsatz von Personal aus anderen Bereichen. Doch mit dem System Feuerwehr sind diese strukturellen Probleme schon lange nicht mehr zu lösen – vernünftige Finanzierung und langfristige Planung braucht es, dann klappts auch mit der Versorgung.

Alternative Fakten
Da meinte Bundestwitterminister Karl der Kühne gerade ernsthaft, es gäbe gar nicht zu wenig Personal in der Pflege, es würde nur nicht richtig eingesetzt!! Ob der arme Irre irgendwann mal einen Blick in die Statistiken seiner genervten Mitarbeiter:innen wirft?! Na gut, er ist Mediziner und kein Mathematiker, aber 30.000 Fehlstellen (manche meinen gar, es seien 200.000) müssten doch selbst dem größten Zahlenmuffel irgendwie auffallen. Der Chaoten-Karle toppt langsam selbst seinen Vorgänger Jens, und das will was heißen …

Anerkennung und Gerechtigkeit
Das war ja wohl irgendwie der Gedanke hinter dem Pflegebonus, zumindest klang das so bei unserem Schwafel-Karle. Rausgekommen ist mal wieder ein ziemlicher Mist, bei dem sich viele (z.B. Hebammen) zu recht übergangen fühlen. Tja, heißt es da, die Mittel sind schließlich begrenzt. Echt jetzt – in Zeiten, in denen per Doppel-Wumms jedem Gasimporteur und jedem Rüstungsproduzenten die Taschen vollgestopft werden, soll nicht genügend Geld da sein, um anerkannt wichtige Arbeit vernünftig anzuerkennen?!

Hübsches Täuschungsmanöver
In der Weihnachtszeit scheinen die vom Marburger Bund erkämpften 3800 Euro Einmalzahlung sehr verlockend zu sein. Doch schaffen es die Augen mal darüber hinaus, fällt einem auf, dass die Tabellen-Erhöhung nicht einmal an den Reallohnverlust durch die steigende Inflation heranreicht. Das ist also auch nichts weiter als ein Täuschungsmanöver (wenn auch ein ganz hübsches), auf das wir uns auch im Januar vorbereiten können. Von dem Geld kann man sich letzten Endes auch keine Entlastung kaufen, auch wenn es das ist, was wir alle eigentlich gebrauchen könnten – und eine ordentlich Lohnerhöhung auch, aber nicht einmal, sondern monatlich!

Well done…
In England ist die Regierung gerade so sehr mit sich selbst beschäftigt, dass sie, wenn man gnädig sein möchte, vielleicht einfach vergessen haben, sich um die Gesundheitsversorgung zu kümmern. Auch jenseits des Ärmelkanals ist die Lage kurz vor dem Kollaps und das wollen sich die Pfleger:innen jetzt nicht mehr Gefallen lassen: als kleine Gedächtnisstütze soll am 15. und 20. Dezember gestreikt werden, sie fordern eine Gehaltserhöhung von fünf Prozent über der Inflationsrate. Der Gesundheitsminister klagt, er könne auf solche Forderungen nicht reagieren, weil die Wirtschaftslage nach dem Brexit im Land desolat ist. Tja, genau, der Brexit, den seine Partei fabriziert hat und das Gesundheitswesen, was von ebendieser schon immer tot gespart wird.

Bloody Hell…
In der privaten Uniklinik Marburg-Gießen wird gestreikt – und das nicht mal um bessere Löhne oder Arbeitsbedingungen! Man möchte es kaum glauben, aber die Kolleg:innen der Uniklinik kämpfen ganz einfach dafür, dass ihre Arbeitsplätze sicher sind. Seit Monaten nämlich streiten sich das Land Hessen und Asklepios um eine neue Krankenhausvereinbarung und kommen nicht zum Punkt. Das Land soll nämlich die Sicherheit der Arbeitsplätze mit 500 Millionen Euro Investitionen erkaufen. Damit spielen beide Seiten mit den Leben der Mitarbeiter:innen und rufen sie dann auch noch auf, nicht zu streiken, weil das ja die Patient:innen vernachlässigt. Dabei ist doch ganz klar, wer hier fahrlässig handelt…

Morgen, Kinder, wird’s nichts geben!
Nur wer hat, kriegt noch geschenkt.
Mutter schenkte euch das Leben.
Das genügt, wenn man’s bedenkt.
Einmal kommt auch Eure Zeit.
Morgen ist’s noch nicht so weit.

Wir wünschen frohe und erholsame Feiertage sowie einen kämpferischen Rutsch ins Jahr 2023!

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