Eins fix drei
Die Charité wird immer moderner. So hat sie nun auch am Campus Benjamin Franklin ein Ambulantes Operationszentrum eröffnet. Ein Riesending. Mit Rede vom Vorstand und Intranetmeldung. Doch eigentlich hat die Station, auf der das Zentrum nun verortet ist, lediglich ein wenig neue Farbe bekommen, das OP-Management hat einen OP-Saal umgewidmet und aus dem Pool wird Personal zur Verfügung gestellt. Fertig ist es, das Ambulante Operationszentrum.
Oh es gruselt mich …
So sprach es einst der Bursche in dem Märchen der Gebrüder Grimm. Wie komm ich jetzt darauf? Zum neunten Mal in Folge ward die Charité zum „attraktivsten Arbeitgeber für Student:innen aus dem Bereich Gesundheit und Medizin“ gekürt. Deutschlandweit. In einer Umfrage des Beratungsunternehmens Universum. Da jetzt nicht davon auszugehen ist, dass die Charité besagtes Unternehmen auf der Gehaltsliste führt – das wäre dann wohl doch zu dreist – ergibt sich die bange Frage: Oh my God, was spielt sich da eigentlich im Rest der deutschen Gesundheits-Arbeitgeber ab? Zweckdienliche Hinweise bitte an xy-ungelöst oder an jede Polizeidienststelle.
Warum untern Tisch verhandeln nichts bringt
Die Verhandlungen am Deutschen Herzzentrum Berlin (DHZC) sind zu Ende – sie waren zäh und mit der Ignoranz der Charité-Verhandlungsführer:innen geschmückt. Am 06.10 wird es einen Zoom um 16.30 Uhr geben, in dem die Ergebnisse besprochen werden. Aber wir müssen schon weiterdenken: wie soll es weitergehen nach dem Auslaufen des Tarifvertrages 2025? Und aufgepasst: auch die Kolleg:innen der CFM können und wollen wieder streiken 2025! Denn ob Charité oder CFM, beide wollen nicht das Beste für uns Kolleg:innen. Daher sollten wir jetzt gemeinsame Aktionen planen, Solidarität leben und unsere Kämpfe gemeinsam gewinnen!
50 Tage
So viel Zeit haben die Kolleg:innen des Jüdischen Krankenhauses Berlin dem dortigen Vorstand gegeben, um Verhandlungen mit ihnen zu einem Tarifvertrag Entlastung aufzunehmen. Denn, wer hätte es gedacht, auch bei ihnen sind viel zu wenige Pflegekräfte für viel zu viele Patient:innen zuständig. Für ihre Forderungen nach besseren Arbeitsbedingungen sind sie bereit, in den Streik zu treten. Bestimmt haben die Kämpfe an der Charité und bei Vivantes dazu ermutigt, diesen Weg zu gehen. Daher erscheint es logisch, die Laufzeit des Tarifvertrages so zu wählen, dass beim nächsten Arbeitskampf zum Thema Entlastung, wir in den drei Klinikunternehmen gemeinsam unsere Interessen durchsetzen können. Kennen gelernt haben wir uns ja schon in der diesjährigen TVöD-Runde.
Czyborra macht Krömer das Leben schwer und den Ärzt:innen sowieso
Der Aufsichtsrat hat den Vertrag des Vorstandschefs der Charité H. Krömer um 5 Jahre verlängert. Die Vorsitzende des Aufsichtsrates und Senatorin für Gesundheit ist voll des Lobes für seine bisher geleistete Arbeit und betont die Herausforderung, die auf ihn in „Zeiten der Personalknappheit“ zukommen wird. Damit die Personalknappheit auch richtig weh tut, übt der Senat gleichzeitig ordentlich Druck auf Krömer aus, weiter einzusparen. Wo? Beim Personal. Diesmal vor allem bei den Ärzt:innen. Salbungsvoll und bedauernd wird er dann auch bei den nächsten Bilanzzahlen betonen, dass nur ganz bedacht Stellen eingespart werden (müssen). Und damit weiter das Ausbrennen der Ärzt:innen durch Überlastung beschleunigen.
Ritter gibts nicht nur im Märchen
Frankreichs Gesandter hat einen leitenden Oberarzt des DHZC zum Ritter erkoren. Grund dafür ist geleistete Hilfe und der schnelle Versand von ECMO-Geräten während des Beginns der Pandemie. Schön und gut und Ritter sein sicherlich auch ein großer Erfolg, doch steht dieser Schlag wie ein Denkmal für das katastrophal heruntergewirtschaftete Gesundheitssystem, das damals mit voller Wucht von der Pandemie getroffen wurde. Jenseits der Grenzen hatte sich Macron auch eine Gesundheitsreform erdacht, die schon im Sommer diesen Jahres umgesetzt werden sollte, um weiter einzusparen, scheint aber seine Überlegungen auf Eis gelegt zu haben nach den massiven Protesten gegen die Rentenreform Anfang des
Jahres. Wie ritterlich von ihm…
Immer die gleiche Leier
Nun hat auch die x-te Umfrage ergeben, dass Krankenhäuser finanziell bis zum Hals in der Sche*ße stecken. Verwunderlich ist das nicht, doch das Ergebnis ist dennoch katastrophal. Laut der Expert:innen bei Roland Berger, die natürlich auch nur die Klinikleitungen und Chefärzt:innen befragen, liegt das vor allem am Fachkräftemangel. Durch zu wenig Personal weniger Betten und weniger geldbringende Eingriffe. So weit, so (un)gut. Doch nicht nur das, auch die Sparpolitik im Gesundheitsbereich lässt vor allem die öffentlichen Kliniken bluten. Wenn das so weiter geht, gibt es in 10 Jahren ein Drittel weniger Krankenhäuser in der Bundesrepublik und im Moment stehen die Zeichen für eine Wende schlecht…
Heiße Luft und kalt verarscht – 1
Vergesslichkeit ist eine verbreitete Zivilisationskrankheit und grassiert besonders unter Politiker:innen ganz furchtbar. Also zogen Kolleg:innen der CFM am 23.9. vor den SPDLandesparteitag. Sie wollten die versammelte Politprominenz daran erinnern, dass sie im Koalitionsvertrag versprachen, „die Rückführung der Töchter“ endlich in Angriff zu nehmen. Nun haben ja viele dieser Politiker:innen noch ein weiteres schreckliches Leiden. Sobald Du ihnen ein Mikro unter die Nase hältst, sondern sie gnadenlos heisse Luft ab und halten so die globale Erwärmung am Laufen. Wat ham se nich allet wieder vasprochn, die Senator:innen und Abgeordneten. „Wir Stehn fest an der Seite der CFM-Beschäftigten!“ Hamse jesacht. Wahrscheinlich aber nur, damit wir nicht sehen, wie es dahinter aussieht. Beim Inflationsausgleich ist für die CFM angeblich kein Geld da. Was die Rückführung in die Charité betrifft auch dafür ist für 2024 noch kein Cent geplant …
Heiße Luft und kalt verarscht – 2
„Revolution im Gesundheitswesen“ – „den Personalmangel endlich überwinden“ – „ausreichende Finanzierung der Krankenhäuser“ – HOI, WAS SIND DENN DAS FÜR TÖNE? Rufen sie uns endlich auf die Barrikaden? Wo ist meine Streikweste?! Aber ach – es sind bloss wieder Wahlen in Hessen und Bayern und kandidierende Gesundheitspolitikerinnen rufen wieder mutige Losungen in die dunkle Nacht hinaus. Keine Angst, Montag ist der Spuk vorbei, dann ist wieder Tagesgeschäft unter der alten Losung „Weiterwursteln ohne ausreichend Geld und Personal“. Und über der Hälfte der Kliniken kreisen die Pleitegeier …
Auch Lehrer:innen haben Gesundheit
Seit Monaten brodelt es bei den Lehrer:innen in Berlin – sie wollen einen Tarifvertrag Gesundheitsschutz (ui, dass kennen wir ja) – hier soll es vor allem Regelungen zu Personal und Klassengröße geben. Dafür waren sie schon öfter streiken – und nun geht es weiter. Vom 10.-12. Oktober soll es wieder Streiks geben – wir drücken die Daumen und kommen vorbei!