Wenn ihr die Wahl habt
Noch bis zum 7. April kann – von uns Kolleg:innen der CFM sowie uns Gestellten – der neue CFM- Betriebsrat gewählt werden. Eine kämpferische Interessenvertretung gegen die Schikanen der Geschäftsführung ist wichtig. Aber die wirklich wichtigen Dinge wie den Tarifkampf kann uns keiner abnehmen, da müssen wir schon selber ran. Daher dürfen wir die CFM-Geschäftsführung nicht gewinnen lassen mit ihrer Spalterei und anfangen, unsere Messer für den nächsten Tarifkampf 2024 zu schärfen.
Es wird ordentlich gechept
Die erste Auswertung zur Mindestpersonalbesetzung nach dem TVGFB ist raus. Der Vorstand freut sich, denn ein Drittel aller Schichten waren unterbesetzt. Die Chefs setzen da ein „nur“ davor und behaupten, dies wäre ein Ergebnis auf das sich bei der Tarifumsetzung aufbauen ließ. Ein Drittel aller Schichten an der Charité konnten also nur gefahren werden zu Lasten der im Dienst befindlichen Kolleg:innen. In einem Drittel der Schichten konnten Patient:innengefährdungen durch Unterbesetzung nur auf Kosten der Gesundheit der Pflegekräfte verhindert werden. Ist das wirklich eine Zahl über die man sich freuen kann?
Zumal hier nur auf die letzten drei Monate geschaut wird, eine Zeit, in der an der Charité noch nicht wieder die volle Bettenzahl gefahren wurde. Und mit Pflegepersonal, dass durch die jahrelange Unterbesetzung ausgelaugt ist. Da sind die angesammelten Cheps-Punkte wirklich nur ein kleiner Ausgleich.
Agile Ausbeutung
Bei den Kolleg:innen der Personalabteilung herrscht große Aufregung. Ihre Arbeitsbereiche werden neu strukturiert. Und entsprechend des agilen Credos der Vorständin Eysel sollen sie dabei auch mitwirken können und sich in diese Umstrukturierung einbringen. Nur endet wohl auch dort die Möglichkeit der Arbeitsplatzgestaltung an der Frage der Arbeitsbelastung. Es ist nicht davon auszugehen, dass zusätzliches Personal eingestellt wird und dies trotz der Zunahme der Aufgaben für die Verwaltung und der gestiegenen Mitarbeiter:innenzahl für die der GB Personal und Organisationsentwicklung ja als Service dienen soll. Agiles Arbeiten ist halt auch nur eine Methode, möglichst viel Arbeitsleistung aus den Lohnempfängern heraus zu pressen. Der neue Chef hat u.a. Erfahrungen bei der Bahn gesammelt, die auch nach seinem Wirken dort noch immer mit einem Mangel an Personal z.B. im Fahrdienst aufwartet.
Wir sind schon gespannt, wann die Charité unter die Erde geht wie die Bahn mit Stuttgart21.
Auch die Ärzt:innen sind sauer
Ende März sind aus über 460 kommunalen Krankenhäusern Ärzt:innen in den Warnstreik gegangen. Denn wie in der Pflege gehört auch bei ihnen eine hohe Arbeitsbelastung zum Alltag – welche durch die Corona-Pandemie extrem verstärkt wurde. Der Marburger Bund fordert daher 5,5 % mehr Geld, sowie klare Grenzen für Bereitschaftsdienste und eine Beschränkung der Rufbereitschaft. Wird Zeit, dass wir bei all den Problemen in der Klinik endlich gemeinsam auf die Straße gehen – eine Klinik, ein Betrieb, eine Belegschaft – ein gemeinsamer Kampf!
Der Countdown läuft
Am 1. Mai ist das 100-tägige Ultimatum der Krankenhausbewegung in NRW vorüber. 100 Tage hatten die Klinikchefs dann Zeit gehabt, über die Forderungen unserer Kolleg:innen für mehr Personal nachzudenken und zu handeln. Werden sie es wie in Berlin versuchen, auszusitzen? Wenn ja, dann wissen die Kolleg:innen auch schon die Antwort – Streik ab dem 2. Mai. Wir brauchen mehr Personal in der Pflege bundesweit, wann ist es also soweit, dass unser Häuserkampf in einen Bundeskampf übergeht?
Letztes Aufgebot an der Küste?
Autsch – die politisch Verantwortlichen in Mecklenburg-Vorpommern denken nach aktuellen Meldungen ernsthaft darüber nach, dass Pflegeauszubildende und -studierende die akuten Personalausfälle wegen Corona auffangen sollen. So eine Art Pflege-Reserve scheint ihnen da vorzuschweben. Die Erfahrungen mit solchen Lösungen sind jetzt nicht besonders gut. Wenn das böse Virus erst mal vor der Klinik steht, dann bringen derartige Verzweiflungstaten auch nichts mehr. Sich rechtzeitig um den Nachwuchs, die Arbeitsbedingungen und die Finanzierung kümmern – dann klappts auch mit der Pflege.
Holzauge, sei wachsam!
Klingt auf den ersten Blick ganz lustig. Der Otto-Konzern beteiligt sich an einer Schweizer Digital-Health-Firma, die Personal – und andere Dienstleistungen im Bereich Medizin anbietet. Doch vergesst es – hier werden auch in Zukunft keine Pfleger:innen aus dem Katalog versandt (oder doch?). Es zeigt aber vor allem eins: zunehmend drängt privates Kapital in den Gesundheitsbereich. Schon bieten Konzerne
Arztpraxen als Filialbetriebe an, expandieren private Klinikbetreiber. Gleichzeitig faseln „Expert:innen“ weiter von angeblich zu vielen Krankenhausbetten und jedes Jahr werden weitere öffentliche Krankenhäuser geschlossen. Eines steht ja wohl fest: ein Konzern, der irgendwo investiert, will damit nur eins erreichen – Gewinn und noch mehr Gewinn.
Prämie statt Lohn
In der Altenpflege sollen neue Mindestlöhne festgelegt werden, so sollen gelernte Kräfte in diesem Jahr statt 15 Euro nun 15 Euro 40 verdienen, bei Ungelernten soll der Stundenlohn auf 12 Euro 55 steigen. Auch wenn bis 2024 weitere langsame Steigerungen vorgesehen sind, ist das eine klatschende Ohrfeige für die Kolleg:innen. Diese Steigerungen können die Inflation kaum ausgleichen und können beim besten Willen nicht als angemessene Vergütung für die schwere Arbeit der Altenpflegekräfte gelten. Wer von ihnen jetzt ins Jammern kommt, wird auf die Coronaprämie des Herrn Lauterbach verwiesen. Ganz der Gönner weist er ihnen zusammen eine halbe Milliarde Euro zu. Eben als Prämie, als Einmalzahlung. Ohne Recht auf Wiederholung. Da bleiben dann diesmal auch für die Pflege in den Kliniken nur 500 Millionen Euro übrig. Doch die genauen Modalitäten und damit auch die Höhe der Prämie für die einzelnen Pflegenden steht noch nicht fest. Also zurückhalten mit der Feierlaune. Würden wir allerdings Rheinmetall, Krauss-Maffei oder Lockhead heißen, könnten wir schon mal das Champagnerbad einlassen. Denen werden gerade 100 Milliarden Sonderprogramm in den Rachen gestopft.