Vitamin C vom 13.01.2022

Bürokratie-Lockdown?

Zur Entlastung während der Omikron-Hochzeit solle der Dokumentationsaufwand deutlich reduziert werden, fordert Herr Gass von der Deutschen Krankenhausgesellschaft.  Falls noch mal jemand wissen will, was Populismus ist, hier hat er ein tolles Beispiel. Problematisch für die Versorgung von Patient:innen während der Pandemie sei also nicht etwa der seit Jahren bewusst herbei geführte Mangel an Personal in allen möglichen Berufsgruppen, auch der Pflege,  sondern wir würden zu viel unsinniges Zeug schreiben. Klar, manch Eintrag ist doppelt, aber prinzipiell sollte die Doku dazu dienen, die Patientenbeobachtung zu standardisieren und dem nachfolgenden Kollegen ermöglichen, schnell einen guten Überblick zum Patienten zu bekommen. Zumal auch an der Charité mit der Heepe die Übergabezeiten ordentlich gekürzt wurden. Ein Doku-Lockdown für Kolleg:innen in den Büros wird die Stationen nicht entlasten, sondern von diesen später nachgeholt werden müssen. Ganz so wie sie es kennen, wenn sie tatsächlich mal in den Urlaub gehen. Worum geht es dem Herrn wirklich? „Zudem brauchen wir mehr Flexibilität beim Personaleinsatz, alle Strukturvorgaben müssen ausgesetzt werden.“ Siehe da. 

Polit-Demenz

Habt ihr noch die Bilder im Kopf? Divenhaft ließ die Giffey sich dazu herab, während des Streiks mit Pflegekräften zu sprechen. Sie diktierte der Presse in den Stift, dass sie die Anliegen der Streikenden gut verstehen könne und hielt sich die Tränen kaum zurück, als ihr in der Kirche berichtet wurde, was der Personalmangel an täglichen Auswirkungen hat. Wir wissen noch zu genau, dass sie uns den Platzeck aufdrängen wollte und für die Kolleg:innen in den Töchtern einen Lohn nach TVöD als unverdient hoch ansah. Nun wenige Wochen später scheint sie sich nicht erinnern zu können und benötigt einen Aufwand wie bei einem Staatsbesuch im Containerdorf sich über „die Arbeitsbedingungen, Sorgen und Wünsche der Pflegenden und Ärzt:innen“ zu Informieren. 

Weihnachtswürgen

Der Vorstand hat sich brav bei den lieben Mitarbeiter:innen bedankt für Engagement und Teamgeist usw. Der Spruch: Zusammen ein Ganzes hätte „dieses Jahr eine noch tiefere Bedeutung für die Charité bekommen.“ Bei der CFM und dem Labor konnten sie gar nicht genug Eimer heran schaffen für die Kolleg:innen, denen diese Weihnachtsgrüße die Gans sofort retour kommen ließen.

Coronabonus für alle!

Als hätte der ungleich verteilte Bonus nicht schon beim letzten Mal für viel Unmut gesorgt – dieses Jahr soll es wieder genauso laufen – Bonus à la Card. Es wird also wieder gespalten unter uns Kolleg:innen und viele gehen leer aus, obwohl wir uns alle den Ar*** aufreißen. Was wäre eine Alternative? Bonus für alle – egal ob Pflege, Ärzte oder das Servicepersonal – wir alle geben unser Bestes – mit oder ohne Pandemie. Und ein wahres Danke für die harte Arbeit wäre eine generelle Lohnerhöhung und bessere Arbeitsbedingungen – aber das nur so nebenbei.

Ganz feines Essen – für wen eigentlich?

Am 15.1. wollen Maßwig und Lurati zum ersten Mal ganz regionales Essen in unseren Hallen präsentieren – mit dabei ein Sternekoch und die Presse. Dabei haben sich Sternekoch und Küche sicherlich ins Zeug gelegt, es wurden Gerichte kreiert wie z. B. „Gebeizten Saibling mit Gartengurke, Spreewälder Senfgurkenpüree an Pumpernickel“. Doch denkt die Charité und CFM dabei wirklich an uns Kolleg:innen – mit regionalem Essen zu besseren Arbeitsbedingungen – oder ist es einer der unzähligen PR-Tricks, um von den richtigen Problemen abzulenken?

Ein Hoch auf die Wissenschaft!

Da gibt es mal wieder eine Studie. Über die Situation in der Pflege. Gleich vorweg – das Ergebnis hat natürlich üüüberhaupt nichts damit zu tun, dass die Studie von den privaten Asklepios-Kliniken bezahlt wurde – wallah, ich schwööör! Festgestellt wurde erstens, dass die Höhe der Bezahlung gaaar nix mit der Jobzufriedenheit zu tun hat. Aber genau! Auch die Arbeitsbedingungen sind nicht entscheidend. Sondern? Echt – kommste nicht drauf! Das Problem ist „die negative Berichterstattung – durch das mediale Dauerfeuer entsteht eine schlechte Stimmung in der Pflege!“ Oh mein Gott – was zum Teufel haben diese Dottores geraucht – und wo krieg ich das her??

Karl der Käfer

Ja, ok, das war mal ein Protestlied in den 80ern gegen das Waldsterben – hier geht es mehr so um den Neuen im Gesundheitsmini-Sterium, nachdem uns Spahnbob-Schwammkopf endlich verlassen hat. Auf den ersten Blick ist es ja mal was Neues, dass da jemand „vom Fach“ angetreten ist. Und dann noch ein Berufsoptimist wie Karl „In der nächsten Welle werden wir alle sterben!“ Lauterbach. Doch bevor wir uns jetzt alle vor Begeisterung überschlagen, sei auf zwei Dinge hingewiesen. Noch als Uni-Professor war Karl L. als Mitglied des Sachverständigenrates und der Rürup-Kommission maßgeblich an der Einführung der Fallpauschalen beteiligt. Seit 2005 als SPD- Bundestagsabgeordneter hat er immer wieder die Schließung von Krankenhäusern „zur Erhöhung der Effizienz der Versorgung der Patienten“ gefordert. Also Vorsicht mit zu hohen Erwartungen. Doch wie heißt es im oben erwähnten Lied? „Karl, der Käfer wurde nicht gefragt – Man hat ihn einfach fortgejagt …“

Hilfe – es kommt Unterstützung

Unterstützung von Charité-Alumni und anderen Altkadern der Charité in diesen schweren Zeiten würdigt. Da sehen wir z.B. den Prof. Dr. Ulrich Frei beim Impfen. Wenn wir allerdings seinen Anteil als Vorstand Krankenversorgung am gegenwärtigen Elend bedenken, scheint es für uns eher wie die Rückkehr des Täters an den Tatort …

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