CFM: Eher gemein als nützig
Die CFM ist nun gemeinnützig. Laut Intranet-Meldung bedeutet dies für die CFM-Oberen, dass sie „… ihre Tätigkeit und ihren Zweck darauf richtet, die Allgemeinheit auf materiellen, geistigem oder sittlichen Gebiet selbstlos zu fördern.“ Ui, da ist sicherlich so manch ein:e Kolleg:in vom Stuhl gefallen. Seit 2006 kämpfen wir CFM-Beschäftigte für faire Löhne und gute Arbeitsbedingungen, wir wurden von der CFM mit Füßen getreten und konnten gerade so einen TVöD „Light“ durchsetzen. Aber scheinbar nimmt sich die CFM eher das gemein als das nützig zum Vorbild.
Einfach mal reden
Welche Kollegin hat davon noch nicht geträumt? Ein Tässchen Kaffee und bisschen schnacken mit der Personalentwicklerin. Das geschah vor kurzem bei Vivantes – mit dabei Ina Colle. Ihre Nähe zu den Kolleg:innen verdeutlichte sie, als sie ihr Idol Margareth Thatcher zitierte – eine britische Premierministerin in den 1980er Jahren, die gewaltvoll und ohne Skrupel einen riesigen Bergarbeiterstreik niederknüppelte und auch ganz viele andere gewerkschaftliche Aktivitäten unterdrückte. Es wäre daher zu begrüßen, wenn sie ihr Verhältnis zur Gewerkschaft benennen könnte, bevor sie sich wieder auf einer verdi Versammlung blicken lässt.
Fehler 404
Wenn wir schon bei Vivantes sind. Ganz wie die Charité brüstet sich der Konzern damit, seit 2011 lizensiert zu sein für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Vivantes ist ganz stolz darauf nun die oberste Stufe erreicht zu haben: We are family. In beiden Kliniken sind wir amüsiert von dieser Selbstbeweihräucherung der Chefs und versuchten lieber selbst per Streik eine Verbesserung unserer Arbeitsbedingungen herbeizuführen. Doch oh Schreck, wär hätte es gedacht, die Chefs fahren eine Werbekampagne mit den Tarifverträgen. Vivantes mit besonders dreisten Plakaten, Slogans und Presseerklärungen. Hervorgehoben werden dort Mindestbesetzungen, Ausgleichspunkte, bis zu 39 Tage Urlaub usw. Doch auf der Webseite mit diesen Pressestatements finden sich auch Link-Überschriften wie diese: „TV-Entlastung und ‚TVöD für alle!‘ für Vivantes nicht tragbar“. Will man den Link nutzen erscheint: 404 – Die gesuchte Seite ist leider nicht mehr auffindbar. Es ist kein Fehler. Wir mussten über einen Monat streiken, haben Lohn verloren und diese Herrschaften machen einen auf Familie.
Merkste wat?
Die einrichtungsbezogene Impfpflicht ab dem März 2022 betrifft uns in der Charité, aber auch in der CFM. Wir gehören nun zu den Beschäftigten, die sich impfen lassen müssen, um weiterhin ihre Brötchen verdienen zu können. Durch unsere Impfungen sollen wir das Infektionsrisiko für die Patient:innen in der Klinik reduzieren und uns selbst vor Infektion schützen. Und es mag ja auch sein, dass das sinnvoll ist. Nur immer, wenn es um die Bezahlung, die Arbeitsbedingungen, also den Tarifvertrag und unsere Anerkennung geht, erzählen uns Management und Politik, dass wir ja patientenfern und verantwortungsärmer arbeiten würden. Darum wollen sie uns nicht nach TVöD bezahlen, vergessen uns bei den Corona-Prämien und strafen am Streik Beteiligte noch immer ab. Das wollen sie so bis mindestens 2024 fortsetzen. Merken wir uns und werden unsere Antwort finden!
Ohne rot zu werden
Die Zahl der Patient:innen mit Covid im Nicht-ITS-Bereich nimmt zu. Neue Stationen werden eröffnet, Patient:innen mit Covid sollen auf allen Stationen betreut werden. Der zeitliche Aufwand steigt also, aber wie wirkt sich das wohl auf unsere Personalbesetzung bzw. die Ratios aus? Naja, mehr Personal wird wohl nicht in der Schicht sein. In NRW hat die Landesregierung wegen Omikron bereits zugelassen, dass die Arbeitszeit in Kliniken und Pflegeeinrichtungen auf 60 Stunden/Woche ausgedehnt werden kann. Die Giffey hat angekündigt, dass auch mit Corona infizierte Kolleg:innen arbeiten gehen sollen, wenn es der Bürgermeisterin gefällt. Politik und Management ist bereit, die Axt an soziale Standards wie begrenzte Arbeitszeiten und auch an Standards des Infektions- und Gesundheitsschutzes anzulegen. Und zwar ohne rot zu werden und sich dafür zu entschuldigen, dass sie es waren, die den Mangel an Personal genauso zu verantworten haben, wie den an Schutzmaterial zum Beginn der erwartbaren Pandemie.
Marketing ist die halbe Miete
Das ist das Schöne am modernen Kapitalismus – die Schweinereien sind im Prinzip dieselben, aber es wird einfach besser und gefälliger verkauft. Zogen früher die reichen Europäer plündernd durch den Rest der Welt, schlugen der halben Bevölkerung die Schädel ein und zwangen den Rest zur Zwangsarbeit, geht es mittlerweile etwas gesitteter zu. Gut, wir werben den armen Ländern die Pflegekräfte ab, weil es unseren verantwortlichen Politiker:innen „zu teuer“ war, rechtzeitig für Nachwuchs, ausreichendes Personal und vernünftige Arbeitsbedingungen zu sorgen. Doch statt sich still dafür zu schämen, lässt sich die Charité mit einem „Zertifikat für faire Anwerbung“ auszeichnen. Ist es also schon fair, dass die Pfleger:innen nicht mehr wie bei Preußens Soldaten betrunken im Sack über die Grenze geschleppt werden?? Und was wird aus den Kranken in den Anwerbeländern – ist das fair?
Warnstreik in Neuruppin
Ungefähr 1400 Kolleg:innen der Ruppiner Kliniken GmbH und der Ostprignitz-Ruppiner Gesundheitsdienste GmbH in Neuruppin sind in Tarifauseinandersetzungen. Doch – wir kennen es zu gut – die Geschäftsführung will spalten. Sie bietet den Pflegekräften eine Angeleichung an den TVöD an, doch die 600 Mitarbeiter:innen, die nicht in der Pflege tätig sind, sollen praktisch leer ausgehen. Dagegen wehren sich die Kolleg:innen, am 10.02 geht’s in den nächsten Warnstreik – denn eine Klinik, ein Tarifvertrag – überall!
Für die einen ein Sarg aus Holz – für die andren eine goldene Nase
Das dritte Jahr leidet nun die Welt unter der Pandemie. Millionen Tote. Doch das Leid ist relativ – für einige wenige ist es ein Geschenk. Die Champagnerproduktion läuft auf Hochtouren, denn in den Konzernen der Impfstoffproduzenten und der Medizintechnik knallen permanent die Korken. Unter den 20 reichsten Deutschen finden sich mittlerweile 5 aus diesem Bereich. Die beiden Herren Strüngmann von Biontech haben ihr Vermögen jeweils von 5,5 auf 24 Mrd. € gesteigert – in 12 Monaten. Da klingt die Steigerung der beiden Entwickler Sahin und Türeci auf jeweils 13,5 Mrd. € fast bescheiden. Klar, dass dann nix mehr übrig bleibt, um die Impfquote in Afrika auf über 10% anzuheben …